Sommer 2019

Der letzte Artikel war über das Spätfrostereignis.

In der Zwischenzeit ist viel geschehen, gewachsen und gearbeitet worden.  Auf jedes einzelne Detail möchte und kann ich nicht eingehen. Ich möchte vorwiegend über die beiden Hitzewelle und ihre Tücken berichten.

es grünt – 07. Juni 2019

Die Reben haben sich nach dem anfänglichen Schock von der Kälte gut erholt. Wo der Frost – Schock nochmals sichtbar wurde, war bei der Blüte (zirka 20. Juni) da die Rebstöcke über zwei Wochen geblüht haben. 

Die Blüten die offensichtlich zu spät waren haben wir abgeschnitten und das sogenannte Grünlesen vorgezogen. Wie bereits letztes Jahr mit dem Gedanken Qualität vor Quantität.

Korngrösse – 16. Juli 2019
Erbsengrösse – 16. Juli 2019

Die beiden Hitzewellen haben die Reben nicht ganz unbeschadet überstanden. 

Bei der ersten haben wir ein wenig Echter Mehltau, an Trauben und Tragruten, eingefangen und bei der zweiten Sonnenbrand an den Trauben. Der Echte Mehltau war schnell wieder im Griff, scheint zumindest danach auszusehen. 

grauer Film auf den Beeren = Echter Mehltau – 18. Juli 2019
schwarze Flecken auf Tragruten = Echter Mehltau – 18. Juli 2019

Beim Sonnenbrand müssen wir noch ein wenig gedulden um das Ausmass abschätzen zu können. 

braune Beeren = Sonnenbrand – 25. Juli 2019

Bei beiden Erkrankungen ist es eigentlich zu spät wenn die Symptome ersichtlich werden.

Mit den Mehltau Erkrankungen ist es so eine Sache. Wenn das Wetter feucht und warm ist, ist es der Falsche Mehltau der sein Unwesen treibt. Wenn es trocken und heiss ist der Echte Mehltau. Beide befallen alle grünen Pflanzenteile und werden verzögert zur Inkubation sichtbar.

Wir spritzen in den geforderten Abständen die entsprechenden Spritzmittel, aber eine 100 prozentigen Sicherheiten gibt es nicht, vor allem wenn der Pilzdruck so gross ist wie in diesem Jahr – speziell auf den Echten Mehltau, da es vor allem die Hitze ist die vorherrscht. Interessanterweise ist aber auch der Druck auf den Falschen Mehltau kaum abgeflacht, weil es zu Morgentaubildung gekommen ist.

Beim Sonnenbrand haben wir in diesem Jahr so lang wie möglich mit dem auslauben zugewartet. Aber irgendwann mussten wir uns entscheiden ob wir die Traubenzone freilegen und die Luft besser zirkulieren kann und wir die Spritzung gegen Botrytis (Graufäule) direkt auf die Trauben applizieren können. Oder ob wir die Blätter als Schutz gegen die Sonne resp. Hagel benutzen möchten. Wir haben uns für die erste Variante entschieden und unmittelbar vor der zweiten Hitzewelle zum einen die Blätter entfernt und zum anderen die Botrytis – Spritzung ausgebracht.

Ein Hagelereignis ist im Gebiet Suttenberg eine Seltenheit, meist entlädt sich die Hagelzelle westlich der Schauenburgflue (Frenkendorf). Dieses Jahr hat sich aber eine Zelle über dem Suttenberg entleert. Diverse Augenzeugen haben mich darauf angesprochen, aber auch die Blätter weisen Spuren in Form von Löchern auf.

Löcher in Blätter durch Hagelkörner – 16. Juli 2019

All die klimatischen Veränderungen mit extremer Hitze (Echter Mehltau / Sonnenbrand) und starken Hagel- und Gewitterzellen sind zwar nicht neu für die Landwirtschaft, aber die Intensität stellt uns vor neuen Herausforderungen. Im Rebbau haben wir pro Saison eine Chance und gewisse Entscheidungen sind kurz nach der Umsetzung bereits überholt. Trübsal zu blasen wäre falsch, wir stellen uns den Herausforderungen und nehmen das Wetter wie es kommt.

Rebanlage im Abendlicht – 08. Juli 2019

Was machen eigentlich unsere Gamaret – Rebstöcke?

Die tragen das erste Jahr Trauben. Ob die bis zur Leset reif werden bin ich gespannt. Während der jetzigen Hitzewelle haben wir sie gegossen. Die Blätter schienen förmlich nach Wasser zu lechzen. 

Auch im dritten Standjahr geht es darum den Rebstockstamm zu stärken und die Jungreben nicht zu überfordern.