Erlesen – Grünschnitt

Schön wär‘s, wenn alle Trauben in derselben Entwicklungsphase wären – sind sie aber nicht. Deshalb werden wir die die hinterherhinken abschneiden, das sogenannte Erlesen. Dieser Vorgang wird auch Grünschnitt, Ausdünnung oder Teilentfruchtung genannt.

Nicht nur die Trauben die in Rückstand sind kommen weg, sondern auch die Schultern. Dieses Jahr sind mir Trauben mit zwei drei Schultern aufgefallen.  Eines könnt ihr mir glauben, es schmerzt und macht keine Freude schönes Traubengut abzuschneiden.

zwei drei Schultern zu viel – 26. Juni 2018
schwache Fruchtrute – 27. Juni 2018

Wenn wir nicht eingreifen, versucht der Rebstock stets, so viele Trauben wie möglich hervorzubringen – zum Nachteil der Weinqualität. Um ein gewissen Qualitätsstandard zu erreichen gibt der Kanton die Höchstmenge pro Quadratmeter Rebfläche vor. In einem älteren Artikel habe ich in Bezug auf die Bezeichnung auf der Etikette darüber geschrieben. Im Kanton Basel Landschaft ist dies für das AOC (Appellation d’ Origine Contrôlée / kontrollierte Herkunftsbezeichnung) Label 1000g/m2 bei Rotweinsorten (Weissweinsorten 1400g/m2). Für uns heisst das 800kg Ertrag die nicht überschritten werden dürfen. Wir bleiben mit unseren knappen 500kg resp.   600g/m2 deutlich darunter, mit Ausnahme dem Jahr 2011 als wir 811kg ernteten.

„Geknorze“ in der Traubenzone – 28. Juni 2018
saubere Traubenzone – 27. Juni 2018

Weshalb wir dieses Jahr so viel Ertrag an den Rebstöcken hängen haben liegt sicherlich an den optimalen Wetterverhältnissen, weitere Faktoren für einen grösseren Ertrag sind die Nährstoffverfügbarkeit der Böden, gut verlaufene Blüte, zur Verfügung stehenden Rankhilfen und vom Alter des Rebstocks oder ganz simpel wir hatten kein Spätfrost – Ereignis.

einfach zu viel – 06. Juli 2018

Schlussendlich kann eine Pflanze nur eine begrenzte Menge an Früchten zur Reife bringen. Je mehr Trauben am Rebstock hängen, desto geringer ist deren Zuckergehalt (Oechsle) im Herbst. Was klar für ein Erlesen spricht und die Rebe kann ihre ganze Kraft in die verbleibenden Trauben stecken.

Klar, ein Pessimist sieht ein Hagelsturm das schöne Traubengut zertrümmern, ein Optimist denkt an die Qualität und nicht in erster Linie an die Quantität. Da ich grundsätzlich an das Gute glaube, bin ich überzeugt das Richtige zu tun, wenn wir das „Überschüssige“ abschneiden. Zu den Hagelschäden sei noch gesagt, dass in der bald dreissigjährige Geschichte des Vereins noch nie eine Ernte verhagelt worden ist. Wenn wir schon beim Hagel sind, die Hagelsaison dauert von Mai bis Oktober.

Ich werde das Gefühl nicht los, dass die Natur ein schlechtes Gewissen hat und die Spätfrost – Ereignisse aus den letzten Jahren wettmachen möchte.

Traube für Traube wird in die Hand genommen und auf mögliches (Ab)schnittgut überprüft. Nach einer Reihe abgearbeitet ein Blick auf den Boden und sofort der Gedanke; „Autsch, so viel ist weg?“. Es bleibt jedoch keine Zeit um nachzutrauern, weiter machen.

Autsch – 06. Juli 2018

Ich achte darauf, dass die Trauben frei hängen können und nicht auf der Drahtanlage oder auf einem Blatt aufliegen. Zum einen birgt das Aufliegen die Gefahr des Zerquetschens, andererseits sieht es nicht einfach nicht gut genug aus.

Dieses Jahr sind auch einige schwache Fruchtruten zu erkennen, die aber trotz kurzer Länge zwei drei Trauben dran haben – viel zu viel. Dort lasse ich höchstens eine Trauben hängen, der Rest –  richtig, muss weg.

Letzte Massnahme, dass das Laub – Frucht – Verhältnis im Lot bleibt, ist das Kappen oder Wipfeln der Triebspitzen eine sinnvolle Arbeit. Alles was über den obersten Draht wächst wird mit der grossen Schere abgeschnitten.

Kappen

Über dem Kopf, drei hunderte Rebstöcke schneiden, sind für ungeübte eine körperliche Anstrengung. Ein „Bürogummi“, wird gemunkelt, soll sich eine Entzündung im Brustbereich eingefangen haben. Zum Laub – Frucht – Verhältnis gehört auch das Auslauben der Traubenzonen und das Entfernen der Geiztriebe. Wer Lust hat kann die Blätter zählen, wir bräuchten idealerweise 17 Blätter pro Traube. Aber Vorsicht, die Besonnung der Blätter ist wichtig, die die im Schatten liegen bringen nicht den gewünschten Effekt.

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