Rückennebelbläser

Ich hatte bereits einige Male das Vergnügen mit dem neuen Rückennebelbläser, irgendwie ein Zungenbrecher, die Spritzmittel auszubringen. In der Fachsprache redet man vom Applizieren.

Die Umstellung vom alten Spritzgerät, welches eigentlich für Obstbäume gedacht war, ist nicht ganz einfach. Zum einen konnte man mit diesem so Spritzen „wie es schon immer gemacht wurde“ und zum anderen hatte man nur einen Gartenschlauch in der Hand.

Mit dem neuen Rückennebelbläser ist alles anders. Obwohl eigentlich nicht ganz, der Geruch nach dem Spritzen ist noch immer schweflig und unangenehm anhaltend.

Es wird weniger Wasser genommen und die Spritzmittel vierfach konzentrierter an gemischt. Und man trägt die gesamte Menge am Rücken, was über 20kg Gewicht entspricht.

Das Anrühren ist das eine, das andere ist die Gehgeschwindigkeit, dass am Schluss auch regelmässig das Spritzmittel an den Blättern klebt. Nebst der Gehgeschwindigkeit ist das Einstellen der Düsen massgebend. Unser Gerät verfügt über sechs Stufen die das Wasser regelt und mittels Gashebel kann die Luftmenge, zum Versprühen, betätigt werden. Es ist also nicht ganz einfach, aber Übung macht den Meister.

Zwei Tipps konnte ich in Erfahrung bringen. Nach dem Spritzen darf kein Wasser von den Blättern tropfen und bei voller Laubwand muss die Wassermenge hochgerechnet bei bis zu 400l/ha liegen.

Die Vorteile für den neuen Rückennebelbläser sind sicherlich, die Spritzarbeiten können alleine ausgeführt werden. Aber auch der Zeitgewinn da man schneller durch die Rebenzeilen huschen muss und zu Letzt, dass die Spritzmittel vernebelt werden und nicht  mit viel Wasser (tropf)nass ausgebracht werden. Durch das Ausstossen von Luft werden die Blätter umher gewindet und deswegen kann das Spritzmittel besser auf die gesamten Blattflächen (Vorder- und Rückseite) angebracht werden.

Die Schutzmassnahmen als Spritzer sind bei beiden Spritzgeräten identisch. Ein Mundschutz ist obligatorisch umso mehr Haut von Kleidern gedeckt sind umso weniger riecht man nach den Spritzarbeiten, schliesslich bleiben die Präparate nicht nur an den Blättern haften.

Für alle Motorfans hier noch ein paar technische Details:

  • Typ: Stihl SR430
  • Hubraum: 63,3cm3
  • Gewicht (leer): 12,2kg
  • Schalldruckpegel: 97dB
  • Vibrationswert rechts: 1,9m/s2
  • Sprühmittelbehälterinhalt: 14l
  • Luftdurchsatz: 1‘300m3/h
  • Sprühweite horizontal: 14,5m
  • Reichweite vertikal: 13,0m

Es geht los…

Waren es vor knapp einer Woche zwei Handvoll blaue Beeren, sind es heute über fünfundfünfzig.

Der Farbumschlag an den Beeren hat begonnen. Die Beeren wechseln die Farbe von grün auf blau. Zeitlich sind wir in langjährigen Durchschnitt. Nicht nur die Farbe ist augenfällig, sondern auch die Grösse und Form der Beeren. Die Beeren sind dieses Jahr tendenziell eher klein und unförmig, was auf  trockenen Tagen in den letzten Wochen zurückzuführen ist.

Wenn man einen Traubenbund in die Hand nimmt, merkt man, dass die Beeren sehr satt aneinander liegen und den Traubenbund richtig hart und unbeweglich ist. Dies haben wir vermutlich der beinahe perfekten Blüte (kurz, trocken, nicht heiss) zu verdanken.

Der Druck an der Traube wird schliesslich so stark, dass sich die Beeren gegenseitig verdrücken. Die aufgeplatzten Beeren werden essigsauer und prädestiniert für Botrytis (Graufäule).

Die reifenden Trauben sind auch bei Tieren beliebt. Wer momentan im Suttenberg Zeit verbringt, trifft allerlei Insekten und Vögel.

Die immer süsser werdenden Beeren locken die Wespen an, die die Beerenhaut aufreissen und sich das Fruchtfleisch als Nahrungsquelle nutzen. Was die aufgerissenen Beeren auch anfällig für Botrytis macht.

Gegen die Wespen versuchen wir mit Fallen anzukämpfen, gegen das gegenseitig zerquetschen können wir nichts unternehmen.

Wenn den die Beeren den Farbumschlag hinter sich haben, werden auch die Vögel nicht lange auf sich warten. Aber auch die Drosophilla Suzukii Fliege wird wieder gefallen an den blauen Früchten haben. Auch gegen diese Plage sind wird mit Fallen gerüstet.

Nach dem Farbumschlag werden die Beeren mit der zunehmenden Reife weicher.

In den nächsten Tagen werden wir das Netz auflegen. Das engmaschige Netzt um die Traubenzonen schützt nicht nur vor den gefrässigen Vögeln, sondern auch gegen Hagelgewitter.

Termingerechtes Blühen

Die ersten Blühten an den Gescheinen wurden bereits an Pfingsten entdeckt. Dies aber nur sporadisch. Diese Blühten kamen vermutlich von den Trieben die den Jahrhundertfrost überlebt haben. Das Blühen der ersten Gescheine ist im Vergleich zum letzten Jahr früh. Jedoch nicht verwunderlich, denn das Wachstum war dem letzten Jahr auch zwei drei Woche voraus, bis die Frostnächte Ende April kamen.

Die Mehrheit der Gescheine blüht in dieser Woche (KW 25 / 2017). Rebenblühten sind übrigens Selbstbefruchter, wir sind also nicht auf fremde Hilfe durch Bienen angewiesen.

Die Blüten sind meist Zwitterblüten mit voll ausgebildetem Fruchtknoten und Staubgefässen.

Die Zwitterblüte besteht aus einem sehr schmalen Kelchsaum, einer fünfblättrigen, verwachsenen Blumenkrone (Käppchen), fünf Staubblättern und dem Fruchtknoten mit Griffel und Narbe. Die Blumenkrone wird beim Öffnen der Blüte als Ganzes abgeworfen. Die Staubbeutel öffnen sich bei Ertragsreben schon vor dem Abwerfen des Käppchens und bewirken somit eine Selbstbestäubung.

Allerdings ist auch das Wetter während der Blütenzeit wichtig, denn Regen könnten den Bestäubungsprozess stören, aber auch bei zu heissen Temperaturen (wie sie jetzt leider vorherrschen) sind die Bedingungen nicht optimal. Dies ist die Theorie, was die Natur macht wird sich im Herbst zeigen.

Aus jeder Blüte könnte eine Beere entstehen, wenn sich also alle Blüten (100 – 250 pro Geschein möglich) entwickeln würden, wäre der Ertrag zu hoch. Nur richtig befruchtete Blüten werden zu gesunden Beeren. Die restlichen verriesseln sogenannt.

Dass nach diesem Frostschaden die Gescheine doch noch blühen und fast, zur gleichen Zeit wie letztes Jahr, hätte Ende April keiner gedacht.

Die Faustregel, dass 100 Tage nach Blütenende geherbstet werden kann, würde auf anfangs Oktober hinweisen.

Rückblick

2016:
Ende Blüte       04.07
Herbsten         15.10
Tage dazwischen  103

2015:
Ende Blüte      29.06
Herbsten        03.10
Tage dazwischen 96

Folgen des Jahrhundertfrost

Bald sind zwei Monate vergangen seit die beiden aufeinanderfolgenden Frostnächte ihr Unwesen getrieben haben. Heute können wir fürs erste aufatmen, denn die Rebstöcke sind in vollem Saft und gedeihen bestens. Der erste Schock ist also überwunden. Das saftige Grün hat aber noch nichts mit reichhaltigen Trauben zu tun. Denn die Rebe blüht in der Regel erst im Juni. Die ersten Blütenkäppchen wurden anfangs Juni gesichtet. Aber es sind noch einige Gescheine einige Tage vom Blühen entfernt. Wenn während der Blütenzeit optimale Wetterbedingungen herrschen, kommt es gewissermassen gut. Für eine Prognose ist es allerding noch zu früh. Obwohl 50kg wurden beim letzten Arbeitseinsatz, bereits überboten – aktuelles Höchstgebot liegt bei 200kg.

Auf den ersten Blick scheinen sich die Rebstöcke erholt zu haben und das Grün wird immer intensiver. Das äussere ähnelt dem letztjährigen Wuchs. Da war der Frost nicht ganz so schädigend, aber hat doch auch seine Spuren hinterlassen.

Aber die Prioritäten sind dieses Jahr nicht der Ertrag, sondern das Erhalten und Pflegen der Rebstöcke. Durch den zweimaligen Austrieb wurden die Energiereserven ordentlich angezapft. Jeder Austrieb bis zu einem Trieb mit drei grösseren Blättern wird von den Energieeinlagerungen aus dem letzten Jahr gezerrt. Deshalb ist es ausserordentlich wichtig, dieses Jahr auch mit wenigen Trieben oder sogar mit Geiztrieben eine lückenlose Laubwand wachsen zu lassen. Dadurch kann sich der Rebstock ideal regenerieren. Des Weiteren müssen die Schneidarbeiten für nächstes Jahr angedacht werden. Es macht wenig Sinn Schosse aus mehrjährigem Holz anzuschneiden, denn diese sind nicht sonderlich fruchtbar. Im Vergleich zu den Schossen aus zweijährigem Holz, was die Schosse aus den Strecker sind.

Viele Schosse sind nun aus dem Rebstockstamm ausgetrieben, von diesen sind einige Klebschosse, das heisst diese verwachsen nicht genügend mit dem Rebstockstamm und brechen schon bei der kleinsten Berührung oder einem Windstoss ab. Die Verbindung wird auch über die Wochen nicht besser und ist somit als Strecker für nächstes Jahr ungenügend.

Das Auslauben rundum den Rebstockkopf hat begonnen. Durch das Austreiben der Schosse aus dem mehrjährigen Holz erschwert das Applizieren der Spritzmittel. Deshalb werden die Blätter rundum die Rebstockköpfe „gezupft“. Was eine luftige Traubenzone zum Resultat hat.

Somit sind die Arbeiten im Juni eigentlich klar. Ordnung rundum den Rebstockkopf schaffen und die Schosse so anbinden, dass eine lückenlose Laubwand entsteht. Der Druck des echten Mehltaus ist fast grösser als die des falschen Mehltaus. Dies hat mit dem trockenen aber sehr heissen Wetter zu tun.