Frohe Festtage

Das Rebjahr 2017 ist abgeschlossen und das kalendarische Jahr neigt sich dem Ende zu. Die vergangenen Monate haben uns in Sachen Weinbau einige Höhenpunkte, aber auch Enttäuschungen beschert. Dank dem Engagement aller Aktiven und der Unterstützung durch unsere treuen Passivmitglieder gab es noch einen den Umständen entsprechenden versöhnlichen Abschluss. Für die stets gute Zusammenarbeit und dem uns entgegengebrachten Vertrauen möchte sich der Vorstand bei Euch Allen herzlich bedanken.

Wir wünschen eine frohe Weihnachtszeit und zum neuen Jahr alles Gute.

 

Jahresrückblick – Rebjahr 2017

Auch wenn es sicherlich Grund dazu gäbe, möchte ich im Jahresrückblick nicht Trübsal blasen. Über den Frost und deren Folge wurde schon genug gejammert und berichtet. Ja auch die Ernte war die schlechteste seit dem Jungfernwein 1991. Deshalb ist es an der Zeit, auch auf die schönen Dinge zurückzuschauen.
Zum einen, haben wir zwei neue Geräte (ein Rückennebelbläser und einen Rasenmäher / Mulcher) in Betrieb genommen, zum anderen, 30 neue Rebstöcke gepflanzt.  Aber auch das Wetter war nicht einfach nur frostig.
Hervorheben möchte ich auch alle Mitglieder und Mitgliederinnen, die trotz dem „Aprildämpfer“, noch den Weg in den Suttenberg gefunden haben. Wir haben als Verein an einem Strang gezogen und das bestmögliche aus der Situation herausgeholt.

Was ich auch noch anfügen möchte ist, dass wir dieses Jahr den erfolgreichsten Suttenberg – Apéro, anfangs September, durchführen durften.
Schnell wird also klar, dass sich die positiven Ereignisse, die Negativen überwiegen.

Im Detail möchte ich auf meine lernreichsten und prägendsten Erlebnisse eingehen. Beim Schreiben der Einleitung erscheinen Momente des Rebjahr vor meinem geistigen Auge, an denen ich euch nun teilhaben möchte.

Im Februar wird mir das Ausmass vom Spätfrost 2016 klar. Die Auswahl an möglichen Strecker ist minimiert und die Anordnung chaotischer als es in den Lehrbücher steht. Als einmaliges Spätfrostereignis eingestuft, schneiden wir die Rebstöcke ohne Frostruten. Im Nachhinein die richtige, oder sicherlich keine falsche, Entscheidung. Da dieses Jahr sogenannter Hüttenfrost (frostige Temperaturen auch auf +2.00m über dem Boden. Der Name kommt aus der Zeit als die Messgeräte noch in einer sogenannten Wetterhütte untergebracht waren, idealerweise auf 2.00m über dem Boden.) herrschten und nicht nur Bodenfrost (Strahlungskälte).
Die Schneidarbeiten gehen allgemein speditiver von der Hand als noch als Neulinge im Jahr 2016 – was in der Hälfte der Zeit – bedeutete.
Zwei Dinge fallen auf, ohne die Arbeiten aus dem Jahr 2016 in ein falsches Licht zu stellen. Einerseits weisen vereinzelte Fruchtruten stellenweise Narben auf, dies ist auf unsorgfältiges Abreissen der Blätter zurückzuführen. Andererseits wurde versäumt die Fruchtruten senkrecht in die Drahtanlage einzufädeln und zu befestigen, deshalb sind diese Fruchtruten bis zwei Meter lang, diagonal (weiter)gewachsen.

lange Ruten (17. Februar 2017)
verletzte Fruchtrute (17. Februar 2017)

Was wir beim Schneiden ebenfalls in Angriff nahmen, waren das „Köpfen“ vereinzelter Rebstöcke. Durch ein früheres Erziehungssystem hat man die Rebstöcke in die Höhe wachsen lassen und nicht strickt auf den untersten Draht gebunden. Wir waren mutig und haben gewisse Rebstöcke um gute 25cm gekürzt, natürlich nur die, die auf der „richtigen“ Höhe entsprechende Strecker hatten.
Sogar nach den Frostnächten, als wir dachten alles sei verloren, haben wir noch Rebstöcke in der Höhe gestutzt. Nun zeigt sich, dass diese gestutzten Rebstöcke gut überlebt haben (Foto vom 20. November 2017).

Schnittgut (01. März 2017)
„geköpfter“ Rebstock (20. November 2017)

Wenn wir in meinem Kopfkino weiterspulen, kommen wir zu den beiden verheerenden Frostnächten. Das letzte Mal war es in den 50er Jahren so kalt. Da wurde im Landrat über eine Entschädigung beraten und die Rede war auch von 100% Ertragsausfall. Wie dann der Ertrag ausgefallen ist, konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen.

Mit einem Blick auf die Wetterstation Breitenhof (Sissach, 579.00m.ü.M.), wird einem der Umfang der Temperaturen und die Länge des Kälteeinbruchs deutlich.

DatumZeitTemperatur mittel +200cm ü. Boden
(°C)
Temperatur mittel +5cm ü. Boden (°C)
19.04.1713.00+1.1-0.3
14.00+0.8-0.7
15.00+1.3+0.8
16.00+0.8-0.5
17.00+0.5-0.6
18.00+0.2-1.1
19.00+0.1-1.2
20.00+0.4-1.6
21.00+0.1-2.0
22.00-0.4-2.5
23.00-0.8-2.8
20.04.1700.00-1.5-3.6
01.00-1.7-3.7
02.00-2.1-4.0
03.00-2.4-4.6
04.00-2.6-4.5
05.00-1.1-2.7
06.00-0.2-0.8

Die erste Frostnacht ist über mehrere Stunden bitterkalt. Über diesen Zeitraum hätten auch keine Frostkerzen gehalten (Brenndauer max. 6h). Die Temperaturen fünf Zentimeter über dem Boden blieben über vierzehn! Stunden unter null. Zwei Meter über dem Boden immerhin „nur“ neun Stunden.

DatumZeitTemperatur mittel +200cm ü. Boden
(°C)
Temperatur mittel +5cm ü. Boden (°C)
20.04.201723.00+1.1-1.0
21.04.201700.00+0.6-1.5
01.00+0.5-1.3
02.00+0.1-1.8
03.00-0.6-2.3
04.00-0.5-2.1

Die zweite Frostnacht in Folge war dann schon nicht mehr so einschneidend. Der Schaden fiel geringer aus, als in der ersten Frostnacht, was aber logisch ist, weil nicht mehr viel zum Erfrieren vorhanden war.

Nach einer mehrwöchigen Schockstarre treiben dann doch noch Fruchtruten aus, meist leider nicht mehr an den abgebundenen Streckern, sondern aus dem Rebenstockkopf. Wir können wieder Hoffnung schöpfen.

Die Blüte beginnt an Pfingsten (04. Juni 2017) jedoch nicht flächendeckend sondern nur vereinzelt, dies sind wohl Triebe die den Frost besser überstanden haben. Die Blüte zieht sich mehrere Wochen (bis 24. Juni 2017) hin. Die gängige Faustregel, dass 100 Tage nach der Blüte das Herbsten stattfinden soll, erweist sich dieses Jahr als eher schwierig. Bei dieser Blütenzeitlänge kann die Regel nicht greifen. Da vor allem dieses Jahr die Trauben möglichst lang hangen sollen um die verlorene Zeit wieder wett zu machen. So die Gedanken unmittelbar nach dem Frost und der Blüte.
Die Blüte fand aber perfekte Witterungsbedingungen vor, ideale Temperaturen (um + 24°C), wenig Wind und auch kein bis wenig Regen (ca. 25l/m2 in 20 Tagen).

In der Hauptvegetationszeit war es dann in erster Linie wichtig, das Blattwerk zu pflegen und durch die üblichen Spritzungen gesund zu halten. Wie oben erwähnt, haben wir auf die neue Saison einen Rückennebelbläser gekauft. Die Handhabung war komplett neu, wie auch die zu spritzenden Mengen. Rückblicken können wir uns aber glücklich schätzen, trotz neuem Gerät, keinen Pilz eingefangen zu haben. Der Infektionsdruck war dieses Jahr, wegen dem trockenen warmen Jahr, nicht sonderlich hoch, was natürlich ideale Bedingungen waren um sich an das neue Gerät zu gewöhnen.
Wir haben zweimal gegen Botrytis und zehnmal gegen Falschen- resp. Echten Mehltau gespritzt.
Zum Erstaunen sind eine beachtliche Anzahl an Beeren an den Rebstöcken gewachsen und machen zur gewohnten Zeit (Ende August) den Farbumschlag. Werden wir trotz des Jahrhundertfrostes einen passablen Ertrag haben? Wohl kaum, aber träumen soll bekanntlich erlaubt sein.
Ab dem Montieren des Netzes wurden die Arbeiten im Rebberg weniger. Wenn ich dann jeweils durch die Rebenzeilen gegangen bin, war es eine Freude, all die blauen, grossen Traubenbündel zu sehen. Geblendet von der Pracht an den Rebstöcken und dem schönen herbstlichen Wetter, schätzten wir uns glücklich auf der Zielgerade des verrückten Jahres 2017 zu sein.

Mitte September besuchten uns die Weinproduzenten Basel / Solothurn. Eine tolle Erfahrung und Ehrung, dass wir den Dachverband der Weinproduzenten aus der Region, im Suttenberg begrüssen dürfen.
Immer mehr kommt mir zu Ohren, ob es bei uns den wirklich so rosig aussieht? Ob den gefrässige Wildtiere oder vorgeschrittene Fäulnis keine Themen sind? Nein, kann von Glück reden, dass bei uns viel und gesundes Traubengut hängt. Dennoch werde ich stutzig. Aus dem durch die Rebenzeilen stolzieren wird ein kritisches Hinsehen. Schnell wird klar, auch bei uns bammelt nicht nur gesundes, kraftvolles Traubengut. Der Kalender zeigt den 22. September 2017, ist doch irgendwie unmöglich, dass das Rebjahr dem Ende zugeht. Es müsste doch, nach dem späten Auferstehen, alles hinterher hinken. Eine Oechslemessung bringt aber die Gewissheit, dass die Beeren vom Reifegrad bereits im Durchschnitt (um 90° Oechsle) liegen.

Beobachtungen am 22. September 2017
Kein Ertrag20 Rebstöcke
Vogelfras, komplett leer gefressen13 Rebstöcke
Wenig Ertrag10 Rebstöcke
Mängel / Krankheiten / Fäulnis (sichtbar)8 Rebstöcke

Dann geht es schnell und vier Tage später (27. September 2017) sind die Trauben geherbstet.

201720162002 - 20161991
141kg90° Oe461kg90° Oe508kg94° Oe107kg90° Oe

Der Herbst war eigentlich ein sehr schöner. Viel Sonnenschein mit angenehmen Temperaturen. Wenn nur nicht anfangs September das Wetter so durchzogen, nass – feucht, gewesen wäre, hätte die Qualität, nicht die Quantität, wesentlich besser ausfallen können. Aber es war eigentlich auch befreiend, das missglückte Rebenjahr zu beenden.

nicht sauber verholzte Fruchtrute (31. Oktober 2017)
abgeworfene Teile (16. November 2017)

Der schöne Herbst zog sich dann in die Länge, die Rebstöcke waren länger als üblich in schönen Herbstfarben zu bestaunen. Als dann am 10. November 2017, seit längerem wieder ausgiebigen Regen fiel, und ein ungemütlicher Wind über den Suttenberg fegte, fielen die letzten Blätter zu Boden. Was dann zum Vorschein kam ist wiederum auf den Spätfrost zurückzuführen. Und zwar konnte die Holzreife nicht an allen Trieben abgeschlossen werden. Stellenweise waren die Triebe noch grün. Die Vegetationszeit war dieses Jahr definitiv zu kurz. Dieses Manko ist kein Grund zur Sorge, bei den Schneidarbeiten im nächsten Jahr, ist der Zustand der möglichen Strecker, aber zu beachten.
Ein Kontrollgang auf Ende November zeigt interessanterweise haben die Rebstöcke nun die nicht verholzten Triebe „abgeworfen“.

Ein Blick auf die folgenden Tabellen zeigt, wie eingangs erwähnt, die Arbeitsmoral und dem Spätfrost nicht gelitten hat. Auch die aufgewendeten Stunden sind in etwa wie in den letzten Jahren. Gewisse Arbeiten fallen auch an, egal ob es viel und wenig Trauben an den Rebstöcken hat.

2014201520162017
146198266226
SamstageHelferInnenSamstageHelferInnenSamstageHelferInnenSamstageHelferInnen

20172016
Diverses22.5054.00
Rebenpflege366.50385.75
Arealpflege163.00181.00
Spritzen24.5064.75
Total576.50685.50

In dieser Tabele sieht man, wie die Stunden aufgeteilt sind.

Wie ich anfangs erwähnte war es ein turbulentes, aber rückblickend ein lehrreiches und tolles Rebjahr 2017. Ich bin in diesem Rückblick, obwohl ich es nicht in den Vordergrund stellen wollte, doch immer wieder auf den Spätfrost zurückgefallen, weil es halt doch einschneidend und prägend war. Aber doch möchte ich alle Erfahrungen und Erlebnisse in diesem speziellen Jahr nicht missen. Mein Rucksack ist mit vielen neuen Erkenntnissen und Tipps von Experten und Expertinnen gefüllt. Ich freue mich auf das Rebjahr 2018 mit neuen Ideen.

neuer Mulcher (08. April 2017)

Mein persönliches Herbsten 2017

Die Trauben sind im Trockenen. Dies könnte man schon fast wortwörtlich so auffassen. Am 27. September 2017 konnten wir unsere Trauben herbsten, oder mussten wir unsere Trauben herbsten, wäre fast passender.

Das Herbsten ist für mich persönlich immer der Höhepunkt im Rebenjahr. Das Schneiden der reifen Früchte hat etwas Beruhigendes. Wir arbeiten ein gutes halbes Jahr auf diesen Moment hin. So ist es für mich nicht selbstverständlich dabei sein zu können, da ich noch arbeitstätig bin. Durch Terminverschiebungen war es mir in diesem Jahr zum dritten Mal in meiner Winzerkarriere möglich teilnehmen zu können. Das Schneiden und Erlesen der Trauben, an diesem wunderbaren Ort, etwas ausserhalb von Liestal, ist für mich einzigartig. Dabei sein zu können ist eine Ehre. Die Stimmung ist gut, da es heuer den Abschluss eines turbulenten Rebjahres bedeutet.

Bevor wir zum Weinlesetag kommen, möchte ich einen kurzen Blick zurück zeigen, wie schnell es dann plötzlich mit dem Lesen der Trauben gehen musste. Als ich den 2015er – Wein bei Urs in Muttenz am Mittwoch den 20. September 2017 abholte, machte er mich auf seine missliche Lage im Rebberg Aufmerksam. Seine Trauben werden von Wildschweinen und anderen Tieren gefressen oder auch Fäulnis breitet sich rasant auf den Trauben aus.

Zugegeben, ich habe schon besser geschlafen als die Nacht auf Donnerstag. Am Donnerstagmittag hatte ich dann die Gelegenheit den Zustand im Suttenberg zu begutachten. Ich schritt in einer Stunde Stock um Stock ab und konnte feststellen, dass 22 Rebstöcke ohne Ertrag dastehen (Jungreben selbstverständlich nicht eingerechnet). Dazu kommen sieben Rebstöcke die komplett von Vögeln leer gefressen wurden und vier die bereits von fortgeschrittener Fäulnis betroffen sind. Ich schlug bei meinen Rebmeister – Kollegen Alarm. Eine Feuerwehrübung wollten wir nicht machen, so entschieden wir uns am Montag den 25. September 2017 zu entscheiden. Die Oechsle – Messung betrug zirka 88°, gemessen mit ungefähr 75 Beeren von diversen Rebstöcken. Am Montag entschieden wir uns am Mittwoch den 27. September 2017 das Traubengut zu lesen.

Der eigentliche Weinlesetag beginnt früh mit dem Holen von Material für die Erntearbeiten. Danach müssen die Netze entfernt werden, eine nasse Angelegenheit an diesem frischen Herbstmorgen. Der Tau hängt noch an den Blättern und in den Netzen, später in den Haaren und auf den Brillengläsern.

Nach einer kurzen Instruktion, durch Flavio, anhand von Beispielen, kann die Arbeit beginnen. Dieses Jahr brauchen wir zwei Kessel pro Person. Einer für die guten, gesunden Trauben, der andere für die schlechten, faulen Trauben.

Das Lesen war, wie befürchtet, zeitaufwendiger als auch schon. Die einzelnen Beeren mussten von den Trauben gelöst werden. Quasi an jeder Traube musste geschnüffelt werden, ob sie schon nach Essig rochen. Konzentriert und pflichtbewusst wurde gearbeitet und das Schlechten vom Guten getrennt. Handverlesen.

Nach guten zwei Stunden war die Lesearbeit erledigt. Zur Qualitätskontrolle wurden alle Trauben vor dem Verladen auf den Anhänger nochmals auf fehlerhafte Beeren kontrolliert.

Beim Besuch der Weinproduzenten Region Basel / Solothurn wurde von mir 300kg Ernte angekündigt. An den Rebstöcken hingen beinahe diese 300kg, jedoch musste rund die Hälfte weggeworfen werden, was schlussendlich uns noch einen Ertrag von 135kg bescherte, mit einem Mostgewicht von 90° Oechsle.

Bevor ein reichhaltiges Mittagessen aufgetischt wurde, brachten wir die Ernte zu Urs Jauslin nach Muttenz. Das Traubengut wird als einwandfrei empfunden und wird nun in die Hände es Kelterers übergeben. Nun wird es zusammen mit Traubengut aus Maisprach zu einem Rotwein ausgebaut.

Von der Erntemenge ist es ein Minusrekord, nur gerade der Jungfernwein im Jahr 1991 brachte weniger Trauben (107kg). Vom Mostgewicht sind wir im Durchschnitt. Das schlechte Ergebnis ist auf den ersten Blick enttäuschend, klar. Aber nüchtern betrachtet auch ein Wunder, wenn wir bedenken wie es Ende April im Rebberg ausgesehen hat. Rückblickend muss man aber auch sagen, dass die Faktoren die wir beeinflussen konnten sehr gut gemacht wurden. Die übernatürlichen Einflüsse sind, zum Glück, nicht beeinflussbar.  Zu einem späteren Zeitpunkt werden wir aber auf das Weinjahr 2017 detaillierter zurück schauen.

Zurück im Suttenberg steigt mir der Duft der Grillwürste in die Nase, der Magen knurrt. Die Würste vom Grill mit einem Gläschen Wein haben wir uns nach diesem Morgen mehr als verdient. Emil konnte wieder die traditionellen Schweinsbratwürste der Familie Leutwyler aus Rothenfluh besorgen.

Just zur Mittagszeit mag die Sonne die Wolkendecke aufreissen und es wird T-Shirt – Wetter. Herrlich.

Am Nachmittag werden noch die Netze ins Oristal versorgt und das Weinjahr 2017 neigt sich dem Ende zu. In ein paar Wochen wird noch die Anlage winterfest gemacht. Die Rebstöcke sind von den Strapazen fürs erste befreit. Immerhin sehen die Rebstöcke gesund aus, das Blattgrün ist gross mehrheitlich noch im Saft. Bei noch einigen Sonnenstunden kann das Energielager der Rebstöcke noch ein wenig aufgefüllt werden.

Besuch Weinproduzenten Region Basel / Solothurn

Der Verband Weinproduzenten Region Basel / Solothurn (WPV) organisiert jeweils im September einen Rebgang, um zeitig auf das aktuelle Rebenjahr zurück zuschauen.

Dieses Jahr wurde für den Rebgang das Rebgebiet Liestal ausgewählt. Es war mehr eine Notlösung, da die Sissacher Winzer keine Zeit hatten.

Der Vorstand des Weinbauverein Suttenberg hat sich bereit erklärt, Susanne und Franz Kaufmann, beim Rebgang zu unterstützen.

Am letzten Samstag (16. September 2017) besuchten uns schliesslich 35 Rebbauern, Kelterer und Freunde des Weines. Die Gäste wurden mit einem Gläschen „Suttenberger Blauburgunder 2015“ im Rebberg vom Vorstand begrüsst.

Kurz vor dem Start des Rundganges öffnete Petrus noch kurz seine Schleusen. Während dem Rundgang war es dann trocken und sogar sonnig warm. Der Regenschirm wurde zum überflüssigen Accessoire.

Emil und Mark hiessen die Anwesenden mit kurzen Referaten zur Entstehung des Weinbauvereins Suttenberg und über das vergangene und aktuelle Rebenjahr im Suttenberg willkommen.

Das Thema Spätfrost war omnipräsent. Was bei guten Gesprächen im Suttenberg hervorging, war dass wir uns glücklich schätzen können so viele Trauben an den Rebstöcken zu haben. In anderen Rebbergen im Kanton sieht es bei weitem nicht so ertragsreich aus. Auch die Gesundheit der Rebstöcke und der Blätter sehen vorbildlich aus. Was auch oberstes Gebot war, nach dem Spätfrost Ende April. Wichtig war es, möglichst viel gesunde Blattmasse zu schaffen, um genug Energie für nächstes Jahr einlagern zu können.

Nach knapp einer Stunde im Suttenberg übernahmen Susanne und Franz Kaufmann die Gäste.

Der Rundgang ging weiter durch das Uetental und endete bei einer kleinen Verpflegung im Schopf der Familie Kaufmann.

Andi Buser, Rebbaukommisär des Kanton Basel – Landschaft, informierte über die Lage im gesamten Kanton. Das Jahr war bisher grundsätzlich zu warm, mit Ausnahme des Aprils. Gemäss Meteo Schweiz war es der dritt wärmste Frühling und Sommer. Die Hitzetage und die grossen Regenmengen blieben aus, also eher ein trockenes Jahr.

Die ersten Trauben sind bereits gelesen und in den Kellern, mit unterschiedlichem Mostgewicht (Oechsle). Dieses Jahr werden einige Winzer anstelle eines klassischen Pinot Noir einen Blanc de Noir keltern.

Auf den Frost bezogen haben eher die Roten- und Pilzwiderstandsfähigeren (PiWi) Sorten den Kälteeinbruch überstanden. Aber auch wer im letzten Jahr wenig Ertrag hatte, konnte die Frostschäden besser kompensieren.

Das Wetter diktiert den Verlauf des Rebenjahres. Durch den heissen Sommer sind weniger die kleinen Insekten ein Problem, als mehr gefrässige Tiere wie Dachs, Mäuse und Vögel. Da für diese Tiere die Alternativen auf dem Speisezettel fehlen. Auch wir im Suttenberg haben wohl einen Dachs zu besuch. Die Spuren neben dem Eingangstor deuten jedenfalls darauf hin.

Aber dieses Jahr sind auch die vielen Wespen augenfällig, die fressen sich besonders gerne an den reifen Trauben satt.

Es konnten im Kanton schon diverse Schäden durch Mäuse beobachtet werden. Die Mäuse klettern den Rebstock hoch und zerquetschen die Beeren mehr als, dass die Beeren sauber aufgemacht werden. Deshalb hängt die Beerenhaut dann nach unten, was das Schadenbild durch Wespen wesentlich unterscheidet. Die Wespen schneiden die Beerenhaut scharfkantig und präzise auf.

Durch die Trockenheit war auch der Druck des falschen Mehltaus weniger hoch, als noch im letzten nass warmen Sommer. Bis die erste Infektionsphase begann war es bereits Mitte Mai. Der Juni war dann zu trocken und im Juli / August mit dem wechselnden Wetter – warm, nass – wurde der Druck etwas grösser.

In Bezug zur „Drosphila suzukii“ – Kirschessigfliege (KEF) wird ein natürliches Mittel gesucht. Die Vermutung liegt nahe, dass die lästigen Fliegen gewisse Gerüche nicht mögen. Deshalb sind erste Versuche mit esoterischen Ölen gemacht worden, wie zum Beispiel Knoblauchöl, Thymian, u.a. Die Pflanzen sind die Rasenflächen gesät worden, um kurz vor der Ernte geschnitten zu werden. Somit kann der stark riechende Geruch freisetzen. Dies ist aber erst ein Versuch, ein Mittel gegen die KEF ist bis jetzt nicht vorhanden. Vom Einsatz von Insektiziden wird abgeraten, da es der restlichen Faune mehr schadet als es gegen die KEF etwas nützt. Empfohlen wird die Ernte ein wenig vorzuziehen um schlimmere Schäden zu vermeiden oder das Aufhängen von Fallen, wie wir es im Suttenberg praktizieren.

Der Weinbauverein Suttenberg konnte sich an diesem Anlass von einer guten Seite zeigen. Der Austausch mit Gleichgesinnten hat auch gezeigt, dass wir uns nicht verstecken müssen. Weder mit unserem Wein, noch mit unserer Arbeit im Rebberg. Dass wir im Durchschnitt mit zehn Helfern und Helferinnen pro Arbeitseinsatz rechnen können ist ein Luxus und zeigt sich auch im hohen Anspruch an das Erscheinungsbild im Suttenberg. Was sich dieses Jahr auch klar zeigt, ohne Arbeit keinen Wein. Die Rebstöcke sind dem Wetter und der Natur ausgeliefert. Auch wenn das Jahr 2017 einen eher bescheidenen Ertrag ergibt, wird der Genuss und die Freude am Wein nicht weniger.

Presseschau
Bericht in der BzBasel vom 18.09.2017
Bericht in der Volksstimme vom 19.09.2017
Bericht in der BaZ vom 18.09.2017