Netzauflegen

Das Netzauflegen ist für mich immer einer der Meilensteine im Rebjahr. Mit dem Netzauflegen enden die zeitaufwändigen Arbeiten während der Hochvegetation. Aber auch die hässlichen Spritzarbeiten sind abgeschlossen. Im Rebbau gilt nach dem Farbumschlag der Beeren, oder spätestens Mitte August, darf nicht mehr gespritzt werden.
Wegen der anhaltenden Hitzeperiode sind wir früher dran als in anderen Jahren. Nicht nur auf das Rebjahr bezogen, sondern auch was die Startzeit des Arbeitseinsatzes für das Netzauflegen betrifft. Wir starten für den Arbeitseinsatz nicht wie üblich um 09.00 Uhr sondern schon um 07.30 Uhr.
Das Thermometer zeigt bereits bei Arbeitsbeginn eine Temperatur von 22° Celsius. Eine richtige Entscheidung.

Netzauslegen – 16. Juli 2015

Damals
Früher war das Netzanbringen eine Aktivität über zwei Abenden. Am ersten Abend haben wir auf dem Schulhausrasen beim Frenkenbündten die Netze ausgelegt und die Löcher mit Schnüren „zugenäht“. Die Helfer vom Turnverein waren stets zu Stelle und haben uns geholfen die unzähligen aufgerissenen Lücken zu schliessen. Am zweiten Abend wurde dann mit Hilfe von Skistöcken und wiederum mit den Helfern vom Turnverein, das Netz über die Anlage gelegt – Meter für Meter über den gesamten Rebberg.

Netzauflegen – 22. August 2013

Im Anschluss gab es immer was Feines vom Grill und ein gekühltes Bier – eine gesellige Angelegenheit.

Heute
Jetzt ist das Ganze ein wenig einfacher. Seit 2016 haben wir neue Netze die nur noch um die Traubenzone gelegt werden. Eigentlich als Einwegnetze gedacht, nutzen wir sie in diesem Jahr zum dritten Mal, denn sie scheinen wie neu.
Da die Netze nicht mehr über die Anlage gespannt werden sind sie viel weniger anfällig auf das Einreissen von Löchern, somit entfällt das Netzflicken in einem separaten Arbeitsschritt.
Dank der guten Beschriftung wissen wir auch welches Netzt an welche Zeile gehört. Vor dem Netzauflegen haben wir die Netze der entsprechenden Zeile zugeordnet. Beim Antreten um 07.30 Uhr erscheinen dreizehn! Aktivmitglieder. Offenbar sind keine Morgenmuffel unter uns.

Am Tag vor dem Netzauflegen hat uns Urs Jauslin besucht. Deshalb teilen wir uns auf. Der eine Teil macht unter der Anleitung von Peter die Netze der andere Teil setzt die wenigen Kritikpunkte von Urs in die Tat um. Es sollen noch gewisse kosmetische Ertragsregulierungen an vereinzelten Rebstöcken vorgenommen werden. Es ist nicht mehr viel dank des bereits Aufmerksam durchgeführten erlesen.

Wir beginnen leider an der Ecke des Rebberges die am spätestens Sonne abbekommen, so müssen wir die letzten Netze unter der starken Sonneneinstrahlung um die Rebstöcke befestigen. Dieses Jahr versuchen wir die Netze etwas tiefer aufzuhängen, so dass im unteren Teil keine Trauben rauslugen.

Unschön – 07. September 2016

Auch versuchen wir die Netze unten zu überlappen – der Grund ist einfach, noch weniger Schlupflöcher zu haben um den Eintritt für Vögel zu erleichtern. Aber auch umso besser die Netze zusammenhalten, desto weniger können die gierigen Wespen an die Trauben gelangen. Zu tief dürfen die Netze aber nicht bammeln, denn sonst könnten Igel beim Durchqueren der Anlage an den Netzen hängen bleiben.

Sehr schön – 04. August 2018

Nach getaner Arbeit gibt es das übliche Znüni – Klöpfer mit Brot. Wegen des Feuerverbotes dürfen wir nicht grillieren – schade.

Weil wir so viele fleissige Helfer waren, konnten wir auch noch die schon gut gefüllten Fliegenfallen ersetzen und mit neuem Sirup befüllen. Also rundum ein gelungener Arbeitseinsatz.

Als wir die Arbeiten, um 10.30 Uhr abgeschlossen haben, ist die Temperaturmarke von 30° Celsius bereits geknackt.

Tagebuch
Ein Blick in mein Tagebuch zeigt.
Netzauflegen 2013 / 22.08.2013
Netzauflegen 2014 / 19.08.2014
Netzauflegen 2015 / 20.08.2015
Netzauflegen 2016 / 20.08.2016
Netzauflegen 2017 / 12.08.2017
Netzauflegen 2018 / 04.08.2018

Besuch eines Winzers – Zelglihof

Bei schönstem Sommerwetter haben wir, am Mittwoch, 18. Juli 2018, Daniel Wiedmer auf dem Zelglihof in Sissach besucht. Sein Weingut liegt unterhalb der Sissacher Fluh.


Nach einer kurzen Begrüssung durch unseren Präsidenten Flavio Ossola, übernimmt Daniel Wiedmer das Wort. Er lädt uns als erstes zu einem Schluck Weisswein ein – ein Muskat Oliver.

Daniel stellt seinen Betrieb vor. Von der Ackerwirtschaft wechselte seine Familie auf einen Tierbetrieb (Schweinezucht), als die Tiere zu kompliziert wurden, fing die Familie mit dem Rebbau an. Seit 1994 ist der Betrieb ein reiner Rebbau – Betrieb. Mit zirka 10 Hektaren der grösste in der Gemeinde Sissach. Anfangs Winter betreibt Daniel mit seiner Familie eine kleine Festwirtschaft.

Seine Sorten – Vielfalt ist beachtlich. Daniel probiert aus und pflanzt gerne, nebst den üblichen Baselbieter Trauben Blauburgunder und Riesling – Silvaner, „exotische“ Sorten an.
Vom letztjährigen Spätfrost war natürlich auch das Gebiet rund um den Zelglihof betroffen. Dazu kamen die hungrigen Wildtiere, die wegen dem Frost keine Alternativen hatten, als Erschwernis dazu. Dementsprechend mager fiel der Ertrag im letzten Jahr aus.

Nach der Einführung und einer Übersicht über sein Schaffen verschoben wir uns in die Reben. Daniel und seine Familie wohnen quasi in mitten von Rebstöcken.
Wir entdecken die ersten blauen Beeren, was aber Färbertrauben sind. Er prognostiziert, dass Ende September keine Trauben mehr an den Rebstöcken hängen. Es sei alles so früh wie noch nie.
Auch in den Reben merkt man die Vielseitigkeit von Daniel. Er hat schon viele Maschinen ausprobiert, hat schon mit diversen Helfern zusammen gearbeitet. Die Fläche irgendwie zu gross um alleine zu stemmen, aber zu klein um langfristig einen Mitarbeiter einzustellen. Da ist der grosse  Unterschied zu unseren Rebstöcken, wo pro Rebstock quasi ein Helfer vorhanden ist. Daniel ist pragmatischer, muss er auch wenn es am Ende der Saison Aufwand und Ertrag aufgehen soll. Interessant sind die Einblicke in einen anderen Betrieb allemal.

Nach ein paar Schritten in den Reben ging es zurück unter das Festzelt.
Wir dürfen weitere Weine aus seinem Vorrat degustieren, unteranderem zwei Riesling – Silvaner mit unterschiedlichem Jahrgang, eine in die Mode gekommener Blanc de Noir und zwei seiner Cuvée.
Daniel ist mit ein paar Zeilen Blauburgunder – Trauben und mit diversen anderen Winzern aus dem Oberbaselbiet am Projekt „Syydebändel“ beteiligt. (Mehr dazu unter www.syydebaendel.ch).

Unter den Weinen ist auch einer aus Malbec – Trauben. Malbec? fragt sich so mancher, ist doch der typische Wein aus Argentinien. Dies ist richtig, jedoch gedeiht diese Rebsorte auch immer häufiger in unseren Breitengraden, ob der Klimawandel daran schuld sein soll?

Ein feines Plättli durfte natürlich auch nicht fehlen und passte ganz gut zu den kredenzten Weinen.

Rundum ein gelungener Abend, bei guter Stimmung und mit dem eine oder anderen exotischen Wein von einem Winzer der gerne experimentiert und mit der Natur geht. Es scheint als würde Daniel im Verlauf des Jahres beurteilen was vorhanden ist und ihn gerade reizen würde zu machen.
Eigentlich erstaunlich, dass Daniel die Weine nicht selber vinifiziert, sondern in drei verschiedenen Kellereien ausbauen lässt. Daniel hat es sich ein paar Mal überlegt einen eigenen Keller anzulegen, um den Leuten  zu zeigen wie und wo die Weine entstehen.
Die Trauben die das Prädikat Wein nicht verdienen werden zu Schnaps gemacht – dieser schmeckt schliesslich, aus nahezu perfekten Traubengut auch besser als aus schlechten unreifen Trauben.

Es geht los – Farbumschlag

Anfangs der Woche (KW 29 / 2018) konnte ich noch keine einzige blaue Beere ausmachen. So sind es heute (20.07.2018) vereinzelte sichtbar. Entdeckt habe ich die ersten blauen Beeren in den untersten drei Reihen Richtung Füllinsdorf. Ich bin gespannt wie lang es nun dauert bis ein grosser Teil der Beeren die Farbe gewechselt haben.

Als Vergleich können wir auf den Eintrag vom letzten Jahr verweisen. Da war es erst um den 05. August 2017, also rund zwei Wochen später, soweit.

Erster Farbumschlag – 20. Juli 2018
Erster Farbumschlag – 20. Juli 2018

Traubenschluss

Im Vegetationszyklus stehen wir kurz vor dem Traubenschluss. Vom Traubenschluss redet man, wenn zum einen die Beeren ihre Grösse erreicht haben und zum anderen das Stielgerüst der Traube durch die Beeren verdeckt ist.

Traubenschluss – 06. Juli 2018

Natürlich wird nur dort das Stielgerüst abgedeckt wo eine ideale Blüte resp. Befruchtung stattgefunden hat.
Weil das Innere der Trauben bald nicht mehr zugänglich ist, ist eine Spritzung kurz vor dem Traubenschluss sehr wichtig. Zu empfehlen ist auch eine erste Spritzung gegen Botrytis (Graufäule) die nur in der Traubenzone ausgebracht wird. Denn an den Blütenresten schlummern die Erreger, welche vorwiegend, bei feuchtwarmer Witterung aktiv werden. Wir haben eine solche Spritzung am 29. Juni 2018 gemacht.
Die Beeren haben zwar ihre Grösse erreicht aber sind noch unreif und schmecken dementsprechend sauer. Nun beginnen der Reifeprozess und das Wechseln der Farbe der Beeren, das sogenannte Véraison (Farbumschlag / letztes Jahr war es um den 09. August soweit). Mit dem Reifen kommt auch der Zucker in die Beeren und die Säure nimmt ab.
Der Traubenschluss ist in der Regel Ende Juli. Weil dieses Jahr die gesamte Vegetation in etwa zwei Woche im Voraus ist, können wir den Traubenschluss bereits vereinzelt erkennen.

In den letzten Wochen wurden mit Hilfe der Aktivmitglieder die Geiztriebe entfernt, die Schultern geschnitten und die Fliegenfallen aufgehängt. Die Rebstöcke befinden sich noch immer in der Hochvegetation, weshalb es nach wie vor viel zu tun gibt. Die Arbeiten können, dank des schönen Wetters, termingerecht ausgeführt werden.

Traubenzone mit Wespenfalle – 16. Juli 2018

Erlesen – Grünschnitt

Schön wär‘s, wenn alle Trauben in derselben Entwicklungsphase wären – sind sie aber nicht. Deshalb werden wir die die hinterherhinken abschneiden, das sogenannte Erlesen. Dieser Vorgang wird auch Grünschnitt, Ausdünnung oder Teilentfruchtung genannt.

Nicht nur die Trauben die in Rückstand sind kommen weg, sondern auch die Schultern. Dieses Jahr sind mir Trauben mit zwei drei Schultern aufgefallen.  Eines könnt ihr mir glauben, es schmerzt und macht keine Freude schönes Traubengut abzuschneiden.

zwei drei Schultern zu viel – 26. Juni 2018
schwache Fruchtrute – 27. Juni 2018

Wenn wir nicht eingreifen, versucht der Rebstock stets, so viele Trauben wie möglich hervorzubringen – zum Nachteil der Weinqualität. Um ein gewissen Qualitätsstandard zu erreichen gibt der Kanton die Höchstmenge pro Quadratmeter Rebfläche vor. In einem älteren Artikel habe ich in Bezug auf die Bezeichnung auf der Etikette darüber geschrieben. Im Kanton Basel Landschaft ist dies für das AOC (Appellation d’ Origine Contrôlée / kontrollierte Herkunftsbezeichnung) Label 1000g/m2 bei Rotweinsorten (Weissweinsorten 1400g/m2). Für uns heisst das 800kg Ertrag die nicht überschritten werden dürfen. Wir bleiben mit unseren knappen 500kg resp.   600g/m2 deutlich darunter, mit Ausnahme dem Jahr 2011 als wir 811kg ernteten.

„Geknorze“ in der Traubenzone – 28. Juni 2018
saubere Traubenzone – 27. Juni 2018

Weshalb wir dieses Jahr so viel Ertrag an den Rebstöcken hängen haben liegt sicherlich an den optimalen Wetterverhältnissen, weitere Faktoren für einen grösseren Ertrag sind die Nährstoffverfügbarkeit der Böden, gut verlaufene Blüte, zur Verfügung stehenden Rankhilfen und vom Alter des Rebstocks oder ganz simpel wir hatten kein Spätfrost – Ereignis.

einfach zu viel – 06. Juli 2018

Schlussendlich kann eine Pflanze nur eine begrenzte Menge an Früchten zur Reife bringen. Je mehr Trauben am Rebstock hängen, desto geringer ist deren Zuckergehalt (Oechsle) im Herbst. Was klar für ein Erlesen spricht und die Rebe kann ihre ganze Kraft in die verbleibenden Trauben stecken.

Klar, ein Pessimist sieht ein Hagelsturm das schöne Traubengut zertrümmern, ein Optimist denkt an die Qualität und nicht in erster Linie an die Quantität. Da ich grundsätzlich an das Gute glaube, bin ich überzeugt das Richtige zu tun, wenn wir das „Überschüssige“ abschneiden. Zu den Hagelschäden sei noch gesagt, dass in der bald dreissigjährige Geschichte des Vereins noch nie eine Ernte verhagelt worden ist. Wenn wir schon beim Hagel sind, die Hagelsaison dauert von Mai bis Oktober.

Ich werde das Gefühl nicht los, dass die Natur ein schlechtes Gewissen hat und die Spätfrost – Ereignisse aus den letzten Jahren wettmachen möchte.

Traube für Traube wird in die Hand genommen und auf mögliches (Ab)schnittgut überprüft. Nach einer Reihe abgearbeitet ein Blick auf den Boden und sofort der Gedanke; „Autsch, so viel ist weg?“. Es bleibt jedoch keine Zeit um nachzutrauern, weiter machen.

Autsch – 06. Juli 2018

Ich achte darauf, dass die Trauben frei hängen können und nicht auf der Drahtanlage oder auf einem Blatt aufliegen. Zum einen birgt das Aufliegen die Gefahr des Zerquetschens, andererseits sieht es nicht einfach nicht gut genug aus.

Dieses Jahr sind auch einige schwache Fruchtruten zu erkennen, die aber trotz kurzer Länge zwei drei Trauben dran haben – viel zu viel. Dort lasse ich höchstens eine Trauben hängen, der Rest –  richtig, muss weg.

Letzte Massnahme, dass das Laub – Frucht – Verhältnis im Lot bleibt, ist das Kappen oder Wipfeln der Triebspitzen eine sinnvolle Arbeit. Alles was über den obersten Draht wächst wird mit der grossen Schere abgeschnitten.

Kappen

Über dem Kopf, drei hunderte Rebstöcke schneiden, sind für ungeübte eine körperliche Anstrengung. Ein „Bürogummi“, wird gemunkelt, soll sich eine Entzündung im Brustbereich eingefangen haben. Zum Laub – Frucht – Verhältnis gehört auch das Auslauben der Traubenzonen und das Entfernen der Geiztriebe. Wer Lust hat kann die Blätter zählen, wir bräuchten idealerweise 17 Blätter pro Traube. Aber Vorsicht, die Besonnung der Blätter ist wichtig, die die im Schatten liegen bringen nicht den gewünschten Effekt.