Die Eisheiligen

Vor Nachtfrost du nie sicher bist, bis Sophie vorüber ist.
Eine von vielen Redewendungen um die Eisheiligen.

Gemeint ist in dieser alten Bauernregel die „kalte Sophie“, die am 15. Mai das Ende der Eisheiligen markiert. Die vier Heiligen Mamertus, Pankratius, Servatius und Bonifatius sollen der Sage nach an ihrem jeweiligen Namenstag vom 11. bis 14. Mai im gesamten mitteleuropäischen Raum für Bodenfrost und Kälte sorgen. Die Eisheiligen sind eine Mitteleuropa auftretende meteorologische Singularität (Witterungsregelfälle).

Über Jahrhunderte traten in Mitteleuropa immer wieder Frühjahrsfröste auf, was zur Überlieferung führte, dass Mitteleuropa Mitte Mai häufig von einem Kaltluftvorstoss erfasst wird. Laut der Überlieferung soll der Frost nach den Eisheiligen für die Landwirtschaft keine Gefahr mehr darstellen.

Mit der gregorianischen Datumsverschiebung 1582 haben sich auch die Eisheiligen verschoben, obwohl dies in der Literatur zu den Eisheiligen oft keine Beachtung findet. Wird hingegen die gregorianische Kalenderreform berücksichtigt, beginnen die Eisheiligen am 19. Mai. Die Kalte Sophie würde in dem Fall den Boden am 23. Mai das letzte Mal gefrieren lassen.

Gemäss Meteo Schweiz sind an den Tagen der Eisheiligen keine spezielle Häufigkeit von Bodenfrost gemessen worden. Dass es im Mai Bodenfrost gibt, kommt immer wieder vor, jedes zweite Jahr sind es sogar mehr als zwei Tage.

In der Statistik hat der 7. Mai eine auffallend höhere Neigung zu Bodenfrost, als alle anderen Tagen im Mai. Aber auch zwischen dem 22. und 24. Mai oder zwischen dem 14. und 16. Mai tritt öfters Bodenfrost auf. Aber alle Auffälligkeiten fallen nicht just auf die Tage der Eisheiligen.

Auch aus älteren Beobachtungen vor gut 100 Jahren, sind keine Häufung oder Frostschäden an bestimmten Mai – Tagen protokolliert worden. Meteorologisch kann also für die Schweiz kein gehäuftes Auftreten von Bodenfrost als besondere Phase im Mai festgestellt werden.

Dieses Jahr wurde es zwar nach vielen warmen Tagen genau zu den Eisheiligen kühler, jedoch waren die Tagesdurchschnittstemperaturen im langjährigen Mittel für den Monat Mai.

Übrigens ist für das typische Eisheiligenklima eine spezifische Wetterlage Voraussetzung. Ein Hochdruckgebiet muss sich über dem Ostatlantik oder Grossbritannien befinden, über dem Baltikum oder der Ostsee muss zur gleichen Zeit ein Tiefdruckgebiet herrschen.

Durch diese Bedingungen strömt die maritime, kalte Polarluft von Skandinavien zum Mittelmeer, wodurch in Mitteleuropa Kälte und Frost entstehen.

Nach dem Spätfrost – Ereignis vom letzten Jahr, war dieses Jahr die Befürchtungen auf eine Wiederholung gross. Obwohl der Jahrhunderfrost auch nicht an den Tagen der Eisheiligen war, sondern in der zweiten April – Hälfte.
Deshalb haben wir bei den Schneidarbeiten Frostruten stehen gelassen. Jedoch wurden die Frostruten noch vor den Eisheiligen gekappt, wie im aktuellen Suttenberg – Post nachzulesen ist.

PS: Dieser Artikel ist an Fronleichnam erschienen, dazu eine passende Bauerregel: „Fronleichnam schön und klar, guter Wein in diesem Jahr.

Weinbergschnecke

Weinbergschnecke – 03. Mai 2018

Wer rundum unser Wassertank lebt ist die Weinbergschnecke (lat. Helix pomatia). Schnecken gelten eher als Schädlinge in einem Garten, nicht aber die Weinbergschnecke. Denn sie bevorzugt als Nahrungsmittel eher die verwelkten, abgestorbenen und alten Pflanzen,  als frische und grüne.

Die Schnecke lebt eine Geschwindigkeit, die unserer komplett entgegengesetzt ist. Sie strahlt Ruhe aus, wenn sie so langsam und fast mühelos sich fortbewegt. Sie kann problemlos senkrechter Mauern erklimmen. Sie wird bis zur 10cm gross und 30g schwer. Sie ist in ganz Mitteleuropa heimisch, ist wärmeliebend und lebt in lichten Wäldern, offenen Lebensräumen und Kulturanlagen (Weinbergen) mit kalkreichen Böden. Leider sind sie aus den Weinbergen wegen Pestizid- und Kunstdüngereinsatz weitgehend verschwunden. Beim Ausbringen von Kunstdünger ist also rundum den Wassertank Vorsicht geboten, ganz in der Nähe leben nämlich auch die Mauereidechsen. In der Schweiz sind die Weinbergschnecken geschützt.

Ihr Häuschen, das grösste Schneckenhaus in Europa, hat einen Durchmesser von drei bis fünf Zentimetern und dient ihr als Schutz vor Feinden, Hitze oder Kälte. Das Schneckenhaus und der Schutzdeckel bestehen vorwiegend aus Kalk, weswegen sie auch auf einen kalkhaltigen Lebensraum angewiesen ist. Verletzungen an ihrem Häuschen erzählen viele Geschichten über ihr Leben, über Erlebtes und auch Überlebtes. Kleinere Verletzungen des Häuschens können Schnecken von innen heraus selber reparieren. Die meisten Weinbergschnecken haben sogenannte rechts gewundene Häuschen. Nur rund eine von etwa 20 000 hat ein links gewundenes, weshalb diese Schnecke gerne Schneckenkönigin genannt wird.

Der Winter verbringen die Weinbergschnecken in einer Kältestarre. Nachdem sie sich einen Nahrungsvorrat angefressen haben, verkriechen sie sich in der Erde und ziehen sich in ihre schale zurück. Die Schalenöffnung verschliesst die Schnecke mit einem Kalkdeckel, der im Frühjahr beim Ausschlüpfen wieder abgestossen wird.

Mauereidechsen

Nicht nur die Flora bringt Leben in den Rebberg sondern auch die Fauna. Es gibt mindestens drei Orte im Rebberg wo die Mauereidechsen (Lat. Podarcis muralis)  wohnen. Zum einen ist das die Steinmauer rundum unseren „Kühlschrank“ zum anderen im alten Baumstrunk neben dem Wassertank. Aber auch beim Begehen der unterstehe Reihe hört man es rascheln. Dort verstecken sich die Mauereidechsen zwischen den Eisenbahnschwellen und den Randsteinen.

Die sehr scheuen Tiere werden immer zugänglicher wenn man sie länger beobachtet. Die Mauereidechsen mögen trocken – warme, sonnige und steinige Standorte mit Südexposition, was sich mit den Anforderungen an einen Rebberg deckt. Deshalb haben wir die Mauereidechsen auch bei uns im Suttenberg. Ein Tier benötigt als Lebensraum ein Gebiet von etwa 25m2, wobei die Reviere verschiedener Tiere sich stark überlappen können.

Mauereidechsen werden meist nicht länger als zwanzig Zentimeter, wobei der Schwanz ungefähr doppelt so lange wie der Körper ist. Mauereidechsen werden durchschnittlich vier bis sechs Jahre alt. Ihre zierliche flache Gestalt ist ganz dem Leben an senkrechten Flächen und in engen Spalten angepasst. Die Tiere verbringen viel Zeit mit Sonnenbaden, vorzugsweise von einem erhöhten Punkt aus oder an einer Stelle, von wo aus die nähere Umgebung überblickt werden kann. Fühlen sie sich bedroht, so flüchten sie blitzschnell in die nächstgelegene Spalte, um kurze Zeit darauf wieder ihren Sonnenplatz einzunehmen. Bezüglich der Nahrung ist die Mauereidechse nicht wählerisch: alle überwältigbaren Insekten, Spinnen und Würmer gehören auf den Speisezettel. Selbst vor den eigenen Jungtieren macht sie nicht Halt.

Die tageszeitliche Aktivität der Mauereidechse ist in hohem Masse von Saison und Wetter abhängig. Während sie im Frühling und Herbst ganztägig aktiv ist, sucht man sie an heissen Sommertagen vom späten Vormittag bis in den Nachmittag hinein oft vergebens. Messungen an freilandaktiven Tieren lassen den Schluss zu, dass die von ihr bevorzugte Körpertemperatur um 33 °C liegt. Steigt die Temperatur in bodennahen Zonen beträchtlich über diesen Wert, so sucht die Echse kühlere Orte auf. Tiefere Umgebungstemperaturen versucht sie mit häufigem Sonnenbaden zu kompensieren. Fällt die Temperatur unter 15 °C, so sucht sie Schutz in ihrem Versteck.

Als Feinde der Mauereidechse gelten neben dem Menschen die Hauskatze sowie verschiedene Schlangen- und Vogelarten. Als Aussenparasit wurden vielfach Zecken beobachtet.

Mauereidechse (06. April 2018)
Mauereidechsen beim Baumstrunk (09. April 2018)

Gamaret

Heute vor einem Jahr, also unmittelbar nach den beiden Frostnächten (20. & 21. April 2017), haben wir zwanzig Setzlingen der Gamaret – Rebstöcke im Suttenberg gepflanzt. Das erste Pflanzjahr ist wie wir uns das gewünscht haben verlaufen. Wir starten ins zweite Pflanzjahr.

Wir möchten euch die Rebsorte kurz vorstellen.

Gamaret
Synonyme: in der Schweiz keine
Herkunft: Im Jahre 1970 an der Forschungsanstalt Agroscope Changins – Wädenswil ACW durch Kreuzung zwischen Gamay und Reichensteiner gezüchtete Rebsorte.

Phänologie
Austrieb: früh bis mittel.
Reife: 1. Epoche, profitiert aber sehr stark, wenn die Trauben spät gelesen werden. Dies wirkt sich positiv auf die Struktur u nd Gerbstoffqualität sowie auf die Komplexität der Weine aus.

Bedeutung und Verbreitung
In der Schweiz: Total 380ha
Weltweit: Diese hauptsächlich in der Schweiz angebaute Rebsorte hat eine Pflanzbewilligung für einige Weinbauregionen Frankreichs (Beaujolais) erhalten.

Eigenschaften der Sorte
Wuchs: mittlerer Wuchs, Haltung halb aufrecht. Auf 3309C veredelte Reben können in den ersten Standjahren nach dem Austrieb eine gewisse Wachstumsverzögerung zeigen. Dieses Phänomen verschwindet in der Regel, sobald sich die Anlage gut etabliert hat.
Ertrag: mittel. Ungünstige Wetterbedingungen während der Blütezeit und / oder starker Wuchs können zu Verrieselung führen.
Krankheiten, Schädlinge, Mangelerscheinungen und physiologische Störungen: sehr widerstandsfähig gegen Graufäule (Botrytis). Gamaret zeigt ausgeprägte Symptome der Vergilbungskrankheiten (Goldgelbe Vergilbung, Schwarzholzkrankheit). Empfindlich auf Holzkrankheiten (Esca).
Bevorzugte Anbaugebiete: breites Anpassungsspektrum an Boden und Klima. Dennoch sind besonders frühe und sehr trockene Lagen zu meiden.

Oenologisches Potenzial
Most: neutral, mit hohem Zucker- und mittlerem Säuregehalt.
Wein: intensive Färbung, kräftig und reich an Tanninen von guter Qualität. Komplexes Bouquet mit fruchtigen und würzigen Noten. Diese Rebsorte kann sowohl für Assemblagen als auch für sortenreine Weine verwendet werden. Gamaret eignet sich besonders gut für den Ausbau im Barrique und zur Gewinnung von gut lagerbaren Weinen.

Triebspitze
Öffnung: vollständig offen
Inentsität der Antocyanfärbung: stark
Dichte der Wollbehaarung: mittel bis hoch

Ausgewachsenes Blatt
Form der Blattspreite: fünfeckig
Anzahl der Lappen: 3
Farbe der Oberseite: hellgrün
Pigmentierung der Blattadern: fehlend
Waffelung: fehlend
Profil: Rand nach oben gebogen
Blasigkeit: gering
Form der Zähne: beiderseits geradlinig
Öffnung der Stielbucht: offen bis geschlossen
Form der Stielbuchbasis: klammerförmig ( { )
Besonderheiten der Stielbucht: keine
Dichte der Wollbehaarung (Unterseite): gering bis mittel
Dichte der Borstenbehaarung der Hauptadern (Unterseite): fehlend

Junges Blatt
Farbe (Oberseite): grün und gelb
Dichte der Wollbehaarung (Unterseite): mittel

Trieb
Farbe der Rückenseite: grün und rot
Bauseite: grün
Antocyanfärbung der Knospen: nahezu auf der ganzen Knospenschuppe, mittel bis stark

Traube
Länge: mittel
Dichte: locker bis mittel
Länge des Stiels: mittel
Form: kegelförmig
Anzahl der Flügel der Haupttraube: 3- 4

Beere
Länge: kurz
Form: kugelförmig
Hauptfarbe: blauschwarz
Intensität der Fruchtfleischfarbe: fehlend

Quelle: Rebsorten: Die wichtigsten in der Schweiz angebauten Rebsorten. Autor: P. Dupraz, J.-L. Spring.

Wiesen – Schaumkraut

Nebst dem persischen Ehrenpreis ist anfangs April der Wiesen – Schaumkraut (Lat. Cardamine pratensis)  sichtbar und blüht wunderschön. Die Insekten fressen sich am Blütenstaub der Pflanze satt. Von Tag zu Tag werden Wiesen – Schaumkräuter auffallend mehr.

Nebst dem Tränen der Reben haben wir mit den Wiesen – Schaumkraut ein weiteres Naturheilmittel in unserem Rebberg.

Der Wiesen – Schaumkraut enthält die Inhaltsstoffe Senfölglykoside, Bitterstoffe und Vitamin C. Das Öl des Wiesen – Schaumkrautes dient in der Dermatologie als Pflegecreme bei strapazierten und trockenen Händen. Eigentlich ideal für die abgemühten Händen nach einem Arbeitseinsatz im Rebberg.

Das enthaltenen Vitamin C und den Senfölglykosiden, wirken insbesondere auf Niere und Leber anregend. Weil die in Wiesen – Schaumkraut enthaltenen Wirkstoffe Magen und Nieren auch reizend beeinflussen können, sollte eine Anwendung nur in Massen erfolgen.

In der Volksmedizin wird Wiesen – Schaumkraut – Tee gegen Schmerzzustände und Rheuma angewendet.

Auch als Nahrungsmittel, wie schon der Weinberg – Lauch, kann der Wiesen – Schaumkraut in der Küche verwendet werden. Jedoch sind wir zu spät, denn die jungen Blätter müssen, vor der Blüte, gesammelt werden. Die jungen Pflanzen sind ebenfalls essbar und schmecken auf Grund des enthaltenen Senfölglykosids kresse ähnlich und leicht scharf. Sie werden in Salaten, in Kräutersuppen, als Gewürz für Quark und Frischkäse sowie in Saucen verwendet.

Höhe: 10 – 60cm

Blütezeit: April – Juni

Typisch: Traube mit violetten oder lila Blüten

Merkmale: Staude. Blüten 1 – 2cm breit. Früchte stabförmig. Stängel hohl. Blätter gefiedert, Endblättchen vergrössert. Blättchen der Grundblätter rundlich, die der Stängelblätter schmal

Wissenswertes: Der Name leitet sich entweder vom schaumartigen Aussen blühender Wiesen oder von den recht häufigen Schaumballen an den Stängeln ab. Diese stammen von Schaumzikaden – Laven, die an der Pflanze saugen. Sie scheiden eine eiweisshaltige Flüssigkeit aus und blasen diese mit Atemluft zu Schaum, der ihnen als Schutz dient.