Austrieb 2019

Der Austrieb hat noch nicht stattgefunden. Trotz der warmen Februartage ist nur bei genauem Hinschauen eine Veränderung sichtbar. Die Knospen schwellen langsam an, aber vom eigentlichen Austreiben ist nichts sichtbar. Aber sobald mehrere Tage schönes und warmes Wetter herrscht und die Nächte nicht mehr so kalt sind, sowie es auf Ende Woche prognostiziert ist, wird der Austrieb stattfinden.

Es gibt keinen Grund zur Sorge im langjährigen Schnitt ist das erste Blatt zirka Mitte April voll entwickelt.

Das sogenannte „Weinen der Reben“ hat bereits begonnen, was ein gutes Zeichen ist. So ist bereits Saft in den Streckern, weil die Rebwurzeln Wasser und Nährstoffe in die Leitbahnen drücken.

Die Drahtanlage ist gerichtet und in Stand gestellt.

Knospen – 16. März 2019
„Weinen der Reben“ – 16. März 2019
16. März 2019

Jahresrückblick 2018

Schneidarbeiten – Frühling
Anfangs Jahr ist die Angst vor einem weiteren Spätfrost gross. Die grosse Frage dazu: sollen wir Frostruten stehen lassen oder nicht?

Von Mitte Januar bis Mitte Februar werden die Reben geschnitten – das erste Mal mit Frostruten. Der Winter 2017 / 2018 ist mild und einer der nässeren Sorte. Gedanklich wurde wiederum ein verfrühter Austrieb, wie in den letzten beiden Jahren, befürchtet. Jedoch bremste der überdurchschnittlich kühle März 2018 den vorzeitigen Austrieb nochmals.

Bis anfangs April sind die Strecker auf die Drahtanlage gebunden. Der warme und trockene April lässt die neuen Fruchtruten austreiben. Mit dem Mai kehren die Niederschläge, überdurchschnittlich viel, zurück und das Wachstum schreitet mit grossen Schritten voran. Mit dem Regen und den Temperaturen steigt auch der Druck auf eine Pilzinfektion – die erste Spritzung wird am 07. Mai 2018 ausgebracht.

Ein Spätfrostereignis bleibt bis nach den Eisheiligen aus – zum Glück, nochmals einen solchen moralischen Dämpfer wäre gemein gewesen. Die Frostruten werden im Anschluss an die Eisheiligen gekappt – nötig waren sie nicht, im Nachhinein ist man bekanntlich immer ein Stück schlauer.

Der Mai geht als sehr nasser Monat in die Wetterstatistik ein, was rückblickend wahrscheinlich überlebenswichtig für die Rebstöcke war. Der Sommer soll trocken und sehr sonnig werden.

Blütezeit

Anfangs Juni hat man das Gefühl, jetzt muss alles sein – die Blüte (zirka 04. Juni) war kurz aber optimal (kein Wind, kein Regen, nicht zu heiss), das Einschlaufen der fast sichtbar wachsenden Fruchtruten, die einzuhaltende Spritzintervalle und wegen der neuen Rasenmähtaktik auch das Gras höher als üblich. Zum Glück waren die Samstage trocken und die Arbeiten konnten von den Aktivmitgliedern fachmännisch und konzentriert umgesetzt werden. Über zu wenig Arbeit konnte sich Keiner beklagen. Schon da merkte man, dass das Rebjahr 2018 unglaublich an Fahrt aufgenommen hat. Wenn das so weiter geht, herbsten wir so früh wie noch nie – schon wieder.

Wer gedacht hat, dass wegen der Trockenheit der Druck der Pilzerkrankungen in diesem Jahr gering ist – täuscht sich. Der Druck des falschen Mehltaus ist sicherlich geringer gewesen, jedoch der echte Mehltau mag warme Temperaturen und braucht auch keine erhöhte Luftfeuchtigkeit um seine Sporen „auszuwerfen“. Die schnelle Entwicklung der Trauben hatte aber zur Folge, dass wir „nur“ acht Mal gegen die Mehltau – Erkrankungen und zwei Mal gegen Botrytis spritzen mussten. Die Abschlussspritzung wurde bereits am 24. (Mehltau) resp. 26. Juli 2018 (Botrytis) ausgebracht. Die Spritzarbeiten waren keine leichte Aufgabe, die starke Sonneneinstrahlung liess gewisse Blätter durch Spritzrückstände „verbrennen“.

Einen Befall durch Pilzinfektionen blieb grossmehrheitlich aus. Unsere Jungreben haben ein wenig Magnesiummangel gezeigt. Was durch das Ausbringen von Bittersalz eingedämmt werden konnte und vermutlich keinen Einfluss auf die Entwicklung im zweiten Standjahr hatte.

Hochvegetation – Sommer
Mitten in der Hochvegetation, an einem schönen, heissen Mittwochabend besuchen wir Daniel Widmer auf dem Zelglihof, oberhalb von Sissach. Er prophezeit uns, dass Ende September keine Trauben mehr an den Rebstöcken hängen werden. Wieder treffen wir auf das Thema des schnellen, rasant voranschreitenden Rebjahres 2018 – er wird Recht behalten. Gemäss Ebenrain wurde bereits im August mit dem Lesen der Weissweinsorten begonnen und Mitte September war inklusive Rotweinsorten zwei Drittel geerntet.

Der Sommer ging dann trocken und mit sehr viel Sonnenschein über die Bühne, was bis in den Herbst anhielt. Dies zeigte sich dann auch in der frühsten Ernte seit 30 Jahren im Suttenberg.

Ende Juli waren die ersten Beeren bereits blau. Bis dann alle Beeren die Farbe gewechselt hatten, war es Mitte August. Das Wechseln der Farbe dauert, wie in den letzten Jahren, um 25 Tage. Mit dem blau-werden der Beeren werden die Trauben für allerlei Tiere attraktiver. Deshalb wurde am 4. August 2018 das Netz um die Traubenzone gespannt. Vorher wurden die unreifen Trauben und/oder die Schultern geschnitten – das sogenannte Erlesen. Pingelig wurde Rebstock um Rebstock abgeschritten, um auch jede Schulter zu erwischen. Am Schluss möchten wir auch die Anforderungen des AOC einhalten und ja nicht zu viele Trauben haben. Das Gleichgewicht an den Rebstöcken ist wichtig für die Qualität. Die Traubenzone wird nochmals von überschüssigem Laub befreit – die Luft soll schliesslich gut zirkulieren können um die Traubenzonen trocken zu halten.

Bis in den Herbst war Regen Mangelware, weshalb wir für unseren Herbstanlass Angst hatten, wegen der schweizweiten Waldbrandgefahr, keine Würste vom Grill anbieten zu können. Ein paar Regentropfen machten das Grillen im geschützten Rahmen dann doch noch möglich. Der Herbstanlass war wiederum ein grosser Erfolg.

Herbsten
Der Regenmangel konnte auch deutlich aus den Beeren abgelesen werden. Die Beeren waren dieses Jahr, dickhäutig und eher klein – es fehlte schlicht das Wasser. Die Sonne brannte weiter und weiter, auch dies schlug sich auf die Beeren nieder in Form von rotbrauner vertrockneten Beeren – sogenannter Sonnenbrand. Auch sonst war die Sonne bei den Samstageinsätzen omnipräsent, was zwei Mal zu einem früheren Arbeitsstart führte. Auch der rote Nacken erinnerte noch Tage nach dem Arbeitseinsatz an die Sonne.

Im letzten Jahr (Link) sprach man schon von einer sehr frühen Ernte. Da waren aber mehr die Feuchtigkeit und der Druck von Wildtieren der Auslöser. Dieses Jahr war es schlicht die erreichte resp. gewünschte Reife, die das Herbsten am 15. September 2018 auslöste. Mit einem tollen Ertrag von 610kg und einem Mostgewicht von 102° Oechsle ein erfreuliches und qualitativ tolles Rebjahr 2018. Beim Herbsten konnten wir das minderwertigere – aber noch immer in einer Topqualität – Traubengut aussortieren – ein Luxusproblem. Wir brachten die aussortierte Mangelware zu Familie Schär auf den Weidhof in Ormalingen, die uns daraus einen feinen „Truubebrand“ destillieren.

Saisonende
Die weiteren schönen, sonnigen Herbsttage wurden genutzt um das nächste Jahr  zu planen. Aber auch um die Fliegenfallen abzuhängen und den Wassertank zu entleeren. Um die Jungreben wurde trockene lockere Erde angehäuft um die Veredelungsstelle vor dem Erfrieren zu schützen.

Am 8. November 2018 ein Novum – wir haben einen Saisonabschluss ausserhalb des Rebberges veranstaltet, für alle Mitglieder die mindestens eine Stunde zum Gelingen beigetragen haben. Danke allen für den Einsatz – auch in diesem Jahr war jede einzelne Hand Gold wert. Der tolle Teamgeist wiederspiegelt sich in der Qualität der Trauben und dem Lob von Fachleuten für unseren Rebberg, wir können stolz auf unser Produkt sein.

Ausblick
Einen kurzen Ausblick sei mir erlaubt: Es wird gemunkelt, dass wir im nächsten Jahr neue Nachbarn bekommen, mehr dazu zu einem späteren Zeitpunkt. Wie es den Rebstöcken nach dem Herbsten geht, habe ich im Artikel über die Winterruhe schon erwähnt. Ich persönlich freue mich auf ein weiteres Rebjahr im Suttenberg und wünsche mir auf neu Deutsch „copy paste“ von den Rahmenbedingungen in diesem Jahr. Neue Ideen sind im Köcher, man darf gespannt sein, wo die Reise hin geht.